Nachdem Julen Lopetegui am Montagabend gefeuert wurde, übernimmt Santiago Solari erstmal vorübergehend den Posten des Cheftrainers bei Real Madrid. Ihm bleiben zwei Wochen um die Verantwortlichen rund um Präsident Florentino Perez von sich überzeugen – chancenlos ist der 42 Jahre alte Argentinier keinesfalls.
Am Montagmorgen war Perez redlich um Ruhe bemüht, war für ihn aber spätestens nach der 1:5-Klatsche im Clasico gegen den FC Barcelona klar, dass er seinen Coach feuern würde, doch mit der Verkündung wollte er bis abends warten. Er ließ sich so viel Zeit, dass Lopetegui noch die Trainingseinheit am Morgen leiten musste und anschließend seinen Hut nehmen durfte. Eine langfristige Lösung hatte der 72-Jährige noch nicht gefunden. Am Nachmittag tage der Vorstand der Königlichen, um die kommenden Schritte zu besprechen. Das Ergebnis? Eine interne Lösung: Santiago Solari, Trainer der zweiten Mannschaft, übernimmt erstmal interimsweise das Zepter und wurde auf den Cheftrainerposten befördert.
Zwei Wochen um die Königlichen zu überzeugen
Der spanische Fußballverband RFEF sieht vor, dass Profivereine einen Interimstrainer für lediglich zwei Wochen einstellen dürfen, dann muss eine langfristige Lösung präsentiert werden. Das sollte genügend Zeit sein um zu evaluieren, ob Solari der richtige Mann für die Seitenlinie des geschichtsträchtigen Santiago Bernabeus ist. Neben der exzentrischen Lösung Antonio Conte gelten Real-Legende Guti und Belgien-Coach Roberto Martinez als Kandidaten bei Real – aber auch Solari darf sich gewisse Chancen ausrechnen. Wenn sein Team in der vier Spielen bis zur nächsten Länderspielpause zu überzeugen weiß, kann Perez auf die interne Lösung setzen. Direkt am Mittwoch kann sich der Argentinier im spanischen Pokal gegen Drittligist UD Melillia beweisen, danach geht es gegen Real Valladolid (La Liga), Viktoria Pilsen (Champions League) und Celta Vigo (La Liga).
Solari ist ein bisher recht unbeschriebenes Blatt. Erst im Jahr 2016 startete er seine Trainerkarriere im Männerbereich – vorher hat er die A-Junioren Reals trainiert. Über nennenswerte Erfolge kann sich Solari bisher nicht freuen, ganz im Gegenteil sogar: Mit der Castilla blieb er in der dritten spanischen Liga hinter den hohen Erwartungen zurück. In den vergangenen beiden Jahren reichte es nur zu Platz elf und Platz acht. Aktuell liegt der Nachwuchs auf dem fünften Rang. Und dennoch gilt Präsident Perez als großer Fan Solaris. Zwischen 2000 und 2005 stand Solari für Real auf dem Rasen und konnte 2002 als Teil der Galaktischen den Champions-League-Sieg gegen Bayer Leverkusen feiern (2:1). Seit jeher hat Solari ein äußerst gutes Verhältnis zu Perez, der ihm die Trainerausbildung in der Castilla ermöglichte. Nun bleiben ihm zwei Wochen um sein gelerntes Wissen auf der ganz großen Bühne zu präsentieren.