Der Fußball könnte sein Antlitz in den kommenden Jahren radikal verändern. Das International Football Association Board (IFAB), das bei der FIFA offiziell für Regeländerungen zuständig ist, hat Reformvorschläge vorgelegt, die einer Revolution gleichkommen. Sie tragen offiziell die Bezeichnung „Fair Play“ und sollen im März laut der Londoner „Times“ abschließend besprochen werden. Finden die Vorschläge in neun Monaten die allgemeine Zustimmung, sollen sie in den kommenden vier bis fünf Jahren nach und nach eingeführt werden.
Die Reformvorschläge der FIFA im Detail
Der wichtigste Vorschlag des IFAB betrifft die Spielzeit. Diese soll radikal verkürzt werden: Statt 90 Minuten möchte man künftig nur noch 60 Minuten spielen lassen. Dafür soll die Uhr bei jeder Unterbrechung angehalten werden. Es gebe entsprechend 60 Minuten Netto-Spielzeit. Die leidigen Diskussionen um Nachspielzeiten wären damit beendet. Ein vergleichbares Prinzip gibt es im Basketball, wo 40 Minuten netto gespielt werden.
Partien sollen laut der Pläne künftig nur noch beendet werden, wenn der Ball im Aus ist. So wird sichergestellt, dass der letzte Angriff tatsächlich ausgespielt werden kann. Rückpässe zum Torhüter, die jener mit der Hand aufnimmt, sollen in Zukunft einen Elfmeter auslösen. Abstöße sollen schon im Strafraum angenommen werden können. Handspiele auf der eigenen Torlinie sollen nicht mehr mit einem Elfmeter bestraft, sondern direkt als Tor gewertet werden. Beim Elfmeter sollen Nachschüsse nicht mehr gestattet sein. Wird verschossen, folgt ein Torabstoß. Bei Freistößen und Eckbällen soll es Spielern gestattet sein, sich den Ball selbst vorzulegen. Kritik am Schiedsrichter soll mit Tore- oder Punkteabzug geahndet werden können.
Wie groß sind die Chancen auf die Umsetzung?
Einige der Regeln werden sicher Zustimmung finden. Beispielsweise das Verbot, dass Keeper Rückpässe mit der Hand aufnehmen. Kritik am Schiedsrichter mit Tore- oder sogar Punkteverlust zu bestrafen, dürfte hingegen sehr heiß diskutiert werden. Schließlich gibt es auch so etwas wie berechtigte Kritik am Schiedsrichter.
Die Verkürzung der Spielzeit auf eine Netto-Spielzeit bringt ein Problem. Die Regeln gelten weltweit für jede Partie. Die Umsetzung ist technisch anspruchsvoll (und kostspielig). Im Amateur-Bereich dürfte es deshalb massive Widerstände geben. Dies ist der Grund, weshalb eine solche Regelung nicht längst schon eingeführt wurde.