„Spygate“ in England: Bielsa wehrt sich

Vor einigen Wochen machte der SV Werder Bremen in der Bundesliga Schlagzeilen, als er die TSG Hoffenheim mittels Drohne ausspionierte. Dieser Vorgang ist allerdings nichts gemessen daran, was derzeit in der zweiten englischen Liga („Championship“) rund um Traditionsverein Leeds United passiert. Dort ist ein Skandal im Gange, der als „Spygate“ berühmt wurde. Im Mittelpunkt steht Leeds-Coach Marcelo Bielsa, der sich jüngst auf einer 70-minütigen Pressekonferenz verteidigte – und dafür viel Beifall erhielt.

Bielsas Beobachtungen lösten einen Polizei-Einsatz aus

Auslöser von „Spygate“ war eine Beobachtungsaktion von Leeds bei Derby County. Bielsas „Spione“ gingen dabei so aggressiv (und auffällig) zu Werke, dass sogar ein Polizeieinsatz nötig wurde. Englands Fußball-Legende Frank Lampard, die inzwischen Derby trainiert, sprach von einem „ausgesprochen unethischen Verhalten.“ Viele Fans und Pressevertreter schlossen sich dieser Ansicht an. Bielsa allerdings will das nicht gelten lassen. Er könne kein unethisches Verhalten erkennen, so der Argentinier auf der Pressekonferenz – ganz im Gegenteil.

Bielsas „Spione“ haben über 200 Stunden Material gesammelt

Mit erkennbarem Stolz in der Stimme verkündete Bielsa (auf Spanisch), dass er zwar kein Englisch können. Allerdings sei er in der Lage, über alle 24 Mannschaften der Liga zu sprechen. Seine Mitarbeiter hätten mehr als 200 Stunden Material über die anderen Teams gesammelt, die man zur Spielvorbereitung auswerte. Dies sei „professionelles Verhalten.“

Er verstehe auch nicht, weshalb es eine solche große Aufregung in England um das Ganze gebe, so Bielsa weiter. In Spanien habe er als Trainer von Athletic Bilbao einst seine Unterlagen über den FC Barcelona dessen damaligem Chefcoach Pep Guardiola gezeigt. Dieser habe anerkennend geantwort, dass Bielsa mehr über Barca wisse als er selbst.

Über die Moral solcher Spionagetaktiken muss wohl jeder selbst entscheiden. Fakt ist: Sportlich bringen sie offenbar etwas. Leeds United führt die Liga derzeit souverän an.